Streit um den WSS-Standort geht in die entscheidende Runde

Die Verwaltung sagt, es gäbe noch kein Konzept für das jetzige Grundschulgelände / SPD-Chef Dobelmann: Lahmann ignoriert Ratsbeschlüsse

BARSINGHAUSEN (ta/red). Die heutige Ratssitzung, die um 19 Uhr in der Aula des Schulzentrums am Spalterhals beginnt, wirft ihre Schatten voraus. Das Topthema Standort der Wilhelm-Stedler-Schule wird heiß diskutiert werden und noch immer tauschen die Verwaltung als Befürworterin eines WSS-Umzugs an den Standort der Bert-Brecht-Schule und die Befürworter eines Verbleibs der Grundschule am jetzigen Standort Argumente aus. Der 1. Stadtrat, Thomas Wolf, sagt: „Es gibt noch kein Konzept für eine mögliche Nachnutzung des WSS-Geländes und auch keine potentielle Investoren.“ Wichtig sei, dass man sich Gedanken darüber mache, wie Barsinghausen in den nächsten 50 Jahren und mehr aussehen solle.

Bürgermeister Marc Lahmann meint, es gäbe für beide Standorte gute Argumente. Allerdings werde die Diskussion zu zugespitzt geführt. Die Verwaltung sei weiterhin für einen Neubau der Grundschule auf dem Gelände der Bert-Brecht-Schule, einbezogen werden sollte hier auch das alte BBS-Gebäude. So wäre der Schulbetrieb während der Bauphase im geringeren Maß beeinträchtigt und die Schüler müssten nicht zweimal umziehen. Demgegenüber stehe die Neubauvariante am jetzigen Standort, die für die Schüler mit ständigen Raumwechseln sowie mit Lärm und Dreck in den Pausen verbunden wäre. Zum früheren Ratsbeschluss, der einen Neubau am heutigen Standort sagt Lahmann, dieser habe aufgrund der bestehenden Prioritätenliste der städtischen Gebäudewirtschaft, aufgrund fehlender personeller Kapazitäten und aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen nicht zügig umgesetzt werden können. Es hätten aber für die jetzige WSS-Fläche noch keine Gespräche mit Investoren, mit Ausnahme der LIEMAK Immobilien GmbH der Klosterkammer, stattgefunden. Dabei sei es aber im Wesentlichen um den Erhalt des Charakters des Mont-Saint-Aignan-Platzes gegangen. Die Klosterkammer wäre ein Partner, der mit Fingerspitzengefühl an eine Bebauung des Geländes gehen würde. Darüber hinaus bringt der Verwaltungschef aber auch eine ganz andere Variante der Nachnutzung der WSS-Fläche ins Spiel. Sollte sich die Ansiedlung eines großen Einkaufsmarktes bei Volkers Hof nicht realisieren lassen, wäre das WSS-Gelände eine Alternative. Für die Verwaltung sei klar, dass in der Innenstadt zusätzliche Einzelhandelsflächen gebraucht würden, denn bei der Kaufkraftbindung sei Barsinghausen in verschiedenen Segmenten nicht gut aufgestellt, so Lahmann.

SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann betont hingegen: „Die im vergangenen Jahrzehnt vom Rat dazu getroffenen Beschlüsse sind von der Verwaltungsspitze jeweils ignoriert und nicht umgesetzt worden. Dem Bürgermeiste passte der Standort nicht! Jetzt wird klar, was an Stelle der Schule dort entstehen soll. Im schönsten Beamtendeutsch wird formuliert: „Am Standort der WSS entstünde ein durchmischtes und von Geschosswohnbau, gemischt mit Gewerbe/Gastronomie, geprägtes heterogenes Quartier.“ Ob zusätzliche Gewerbeflächen mit Gastronomie der Innenstadt tatsächlich den vom Bürgermeister erhofften Kick geben oder eher floppen, ist bislang nicht untersucht worden. Nachdem die Kaufmannschaft, die vorher nicht gehört worden ist, von diesen Ansinnen erfahren hat, hat sie sich umgehend aus überzeugenden Gründen gegen solche Überlegungen ausgesprochen. Jedenfalls hätte die Verwaltung nach dem letzten Ratsbeschuss zwei Jahre Zeit gehabt, ihre Vorstellungen öffentlich zu machen und die Sinnhaftigkeit untersuchen zu lassen. Üblicherweise werden Verträglichkeitsguten erstellt, um zu ermitteln, wie sich zusätzliche Gewerbeflächen auf die Entwicklung der Innenstadt auswirken. Gutachten Fehlanzeige! Daneben soll in innerstädtischer Lage in unmittelbarer Nähe der Marktstraße eine attraktive Wohnnutzung entstehen. Menschen mit einem normalen Einkommen, die sich diese Luxuswohnungen nicht leisten können, sind in der Innenstadt offenbar unerwünscht. Nicht mit uns! Da sich der bisherige Standort der WSS bewährt hat und sich ideal in die Umgebung mit Kloster und Rathaus einfügt, ist es der Wunsch der SPD, diesen Standort zu erhalten“. sagt Dobelmann.