Thomas Josopait hat zum Thema Mountainbiking einen Leserbrief geschrieben

BARSINGHAUSEN (red).

„Zu Beginn möchte ich eines klarstellen: Den Mountainbiker gibt es nicht. Kaum eine Sportszene ist so bunt und widersprüchlich wie die der Mountainbiker. Es gibt die Königsdisziplinen Marathon, Crosscountry, Trial und Uphill, was aber nur wenige ausüben, da zu oft die Wege einfach zu barrierefrei sind und die weitaus meisten hierzu Konditionell kaum in der Lage sind. Zur Zeit am präsentesten sind die Downhiller und Dirtbiker, die sehr stark auf die US-Szene schauen und Respekt so klein schreiben, daß die wenigsten es noch lesen können. Runter kommen sie alle irgendwie, zumal es inzwischen für die, deren Kondition selbst hierfür nicht reicht, sogar Omaräder – sprich Räder mit elektrischer Unterstützung – gibt, sofern der Geldbeutel groß genug ist. Irgendwo dazwischen bewegen sich die Freerider und die Anhänger von Allmountain und Enduro. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit, zumal es immer wieder neue Gruppen gibt. Ich selber oute mich als Sportler (Laufen, Crosscountrymountainbiken und andere Ausdauersportarten). In der Anfangszeit war es normal, hinter Fußgängern auf Schritttempo herunterzubremsen, zu fragen und der Gruppenletzte durfte sich freundlich bedanken, bevor wieder Gas gegeben wurde. In meinen Augen hat an einem Sportrad eine Klingel überhaupt nichts zu suchen. Leider wird man inzwischen von vielen Fußgängern beleidigt, wenn man sich um Höflichkeit bemüht. „Na, wohl zu dumm, um zu klingeln!“ ist da noch harmlos. Da darf man sich über die Aussagen „No brakes!“ („Keine Bremsen!“ oder – egal zu welcher Tageszeit der Lieblingsgruß aller Fußgänger – „Guten Morgen, aufwachen!“ oder auch „Wakie, wakie!“, was auf das gleiche hinausläuft, nicht wundern. Dazu lassen leider auch viele Fußgänger es an Respekt gegen andere fehlen. Da werden im Winter – sofern überhaupt einmal genug Schnee liegt – Loipen grundlos zertrampelt oder grundsätzlich alle mit Sprüchen in einem Niveau unter der Kellersohle bedacht, die sich in irgendeiner Art und Weise sportlicher betätigen als sie. Verstärkt wird das ganze Dilemma durch zwei starke Widersprüche. Die Waldwege sehen zunehmend aus, als sollten dort die 24 Stunden von Le Mans ausgetragen werden. Selbst viele Fußgängerzonen sind nicht so barrierefrei. Die Waldwirtschaft und die Versicherungen freut es, bleiben hierdurch doch Kosten und Schäden im übersichtlichen Bereich. Die übrigen Waldnutzer sind aber eher Liebhaber kleiner Waldwege und Singletrails, wo es durchaus auch vorkommen kann, daß die Beine sortiert und die Köpfe eingezogen werden müssen, um ohne Blessuren durchzukommen. Das Bauen und Basteln für immer spektakulärere Downhillstrecken lehne ich ab, doch halte ich von den Anforderungen an den Nutzer 90 % aller legalen Wege im Deister für sterbenslangweilig. Mir ist klar, daß ein heutiger LKW mehr Platz benötigt als die Pferdefurhwerke vergangener Tage, doch stellt sich mir die Frage ob wirklich alle Waldwege so aussehen müssen, als sollten dort die Nachtrennen der Formel 1 stattfinden? Wenn der Weg das Ziel ist, ist dieses inzwischen so unattraktiv, daß sich mir langsam aber sicher Verständnis für jeden wächst, der auf Wildwechsel und ähnliches ausweicht, womit sich leider die Spirale fortsetzt.“

Thomas Josopait, Barsinghausen

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