Unwetterkatastrophe: Naturschützer mahnen umfassende Maßnahmen an

„Klimaschutz und die Reduzierung von Flächenversiegelung nicht vernachlässigen“

NIEDERSACHSEN (red). Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Deutschlands sowie in mehreren Nachbarländern, die zahlreiche Menschen das Leben kostete und verheerende Schäden anrichtete, warnt der Landesvorsitzende des NABU Niedersachsen eindringlich davor, den Klimaschutz und die Reduzierung der rasant voranschreitenden Flächenversiegelung in Niedersachsen zu vernachlässigen. „Unser Bundesland darf sich nicht in trügerischer Sicherheit wähnen, nur weil die Topografie Niedersachsens nicht so viele enge Fluss- und Bachtäler und Gebirgszüge auf weist“, sagte Dr. Holger Buschmann. „Die mit großen Schäden behafteten Hochwasserereignisse des Sommers 2017, die insbesondere im Harz und südlich davon in den Mittelgebirgslagen wüteten, waren eine deutliche Mahnung, Klimaschutz und Bodenversiegelung nicht auf die lange Bank zu schieben oder zur Nebensache zu erklären.“ Auch in Niedersachsen könnten uns solche Naturgewalten angesichts des menschgemachten Klimawandels und des nach wie vor viel zu hohen Flächenverbrauch mit voller Wucht treffen, so Buschmann. Er verweist auf das Volksbegehren, das den Niedersächsischen Weg gemündet hatte, der eine deutliche Reduzierung der Flächenversiegelung vorsieht. „Ohne diesen Anstoß wäre wohl kaum etwas in Bewegung gesetzt worden“, so Buschmann. „Nun kommt es darauf an, dass Nägel mit Köpfen gemacht werden.“

Der Flächenverbrauch schreitet immer noch in viel zu hohem Tempo voran: Jeder asphaltierte oder betonierte Quadratmeter geht nicht nur Tieren und Pflanzen als Lebensraum verloren und trägt zur Klimaerwärmung durch Aufheizung bei, sondern fehlt auch als Versickerungsraum für Regenwasser. Dadurch werden immer größere Mengen Wasser in Bäche und Flüsse abgeführt, deren Kapazitäten heute oft bis an die Grenzen ausgeschöpft werden. „Da ist es ein Leichtes, dass sie bei Starkregen über die Ufer treten“, sorgt sich der Landesvorsitzende. „Jegliches Verständnis fehlt uns, dass auch heute noch überdimensionierte Baugebiete, Gewerbe- und Industrieflächen in Flussnähe oder in hochwasserbedeutsamen Zonen wie Wiesenbereichen geplant werden.“ Zudem müsse Klimaschutz „Chefsache“ sein – von Initiativen in der Bauleitplanung bis zur Begleitung der Verkehrswende. „Neben der Förderung erneuerbarer Energien auf naturschutzverträgliche, standortbezogene Weise – etwa durch die obligate Nutzung von Dachflächen für Solaranlagen – muss es vor allem auch um die Einsparung von Kohlendioxid gehen“, betont Dr. Buschmann. „Im Bereich der Wärmedämmung kann noch viel mehr unternommen werden, ebenso bei der Sanierung öffentlicher Gebäude.“

Foto: Helge May