1500 Menschen demonstrieren gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Intoleranz

Die Antwort auf den Anschlag auf das geplante Flüchtlingsheim hätte kaum deutlicher ausfallen können / Lahmann: „Wir wollen keine Nazis und keine Extremisten in Barsinghausen“ / Stadt erlebt größte Kundgebung seit mehreren Jahrzehnten

IMG_9810BARSINGHAUSEN (ta). Als Reaktion auf den perfiden Brandanschlag auf das neue Flüchtlingsheim an der Hannoverschen Straße sind heute Abend 1500 Menschen entschlossen auf die Straße gegangen. Sie folgten damit dem Demonstrationsaufruf vom Bündnis gegen Rechtsextremismus „Barsinghausen ist bunt“ ebenso wie zahlreiche Verbände, Vereine, Institutionen, Gewerkschaften Kirchen, Schulen, Jugendeinrichtungen, Mitglieder der Verwaltung und der übergroße Teil der Barsinghäuser Parteien. Mit dabei waren aber auch der Bundestagsabgeordnete, Matthias Miersch (SPD), Landtagsabgeordnete, Regionspräsident Hauke Jagau und die Superintendentin der evangelischen Kirche im Kirchenkreis, Antje Marklein. Zudem waren die überregionalen Medien massiv vertreten. Damit erlebte die Deisterstadt die größte Kundgebung seit Jahrzehnten. Vom Bahnhof aus setzte sich der Demonstrationszug über die Siegfried-Lehmmann- und die Hannoversche Straße in Richtung des geplanten Flüchtlingsheims in Bewegung. Abgesehen von einigen alkoholisierten, offenkundig der rechten Szene zugehörigen Wirrköpfen, die scheinbar immer noch glauben, dass blödsinnige völkische Parolen zum deutschen Kulturgut gehören, blieb die gesamte Veranstaltung störungsfrei. Am Tatort des Brandanschlags angekommen, drückten die Sprecherinnen von Barsinghausen ist bunt, Ute Kalmbach und Sybille Bruchmann-Busse, unter Beifall ihre Freude über die immense Zahl der Teilnehmer aus. Kalmbach dankte zudem der Stadtverwaltung, die es im Zusammenspiel mit den vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshilfeinitiativen bisher hervorragend verstanden hat, den Zuzug und die Unterbringung von schutzsuchenden Menschen zu meistern. Bürgermeister Marc Lahmann dankte seinerseits dem Bündnis für die Organisation der Kundgebung, diese sei ein starkes Zeichen für die Stadt. Mit Barsinghausen sollte man die breite Unterstützung für Flüchtlinge und nicht den Anschlag verbinden, so Lahmann, der betonte: „Wir wollen hier keine Nazis und auch keine Extremisten.“ Außerdem forderte der Verwaltungschef den Bund erneut auf, die Kommunen bei der Aufgabe stärker zu unterstützen. Sollten die Täter des Brandanschlags gefasst werden, drohten ihnen strafrechtliche als auch zivilrechtliche Konsequenzen. Barsinghausen werde am eingeschlagenen Weg beihalten und das vom Rat demokratisch entschiedene Flüchtlingsheim verwirklichen, so Lahmann. Superintendentin Antje Marklein forderte, Hass, Diskriminierung und Rechtsextremismus keinen Raum zu geben. „Das, was die Täter erreichen wollten, haben sie nicht erreicht, denn in Barsinghausen bleibt die Willkommenskultur erhalten“, so Marklein. Ingo Arlt von der IG Metall betonte, bürgerliches Engagement sei nötig und finde auch statt. Es sei richtig, nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu suchen als in Sporthallen, lobte Arlt die Stadt. Sporthallen seien für den Sport und somit auch für die Integration in den Vereinen wichtig. Angesichts dumpfer Ressentiments und offener rechtsextremer Tendenzen in Deutschland rief er zur Verteidigung der Demokratie auf. Mit dieser eindrucksvollen Demonstration hat die Stadtgesellschaft sozusagen den Pflichtteil mit Bravour erledigt, nun ist die Zivilgesellschaft im normalen Alltag weiter gefordert, falschen Vorurteilen und rassistischen Sprüchen klar und unmissverständlich entgegenzutreten.

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IMG_9826Foto: ta