Umfragen zur Rückkehr des Wolfs: Naturschützer und Landwirte kommen zu anderen Interpretationen

REGION/NIEDERSACHSEN (red).

Foto: NABU/Kathleen Gerber

Das Landvolk Niedersachsen hat gemeinsam mit weiteren Partnern eine Umfrage zum öffentlichen Meinungsbild zum Wolf in Niedersachsen durchgeführt und deren Ergebnisse nun Umweltminister Olaf Lies überreicht. 67 Prozent der Befragten fänden die Rückkehr des Wolfes demnach überwiegend gut, 70 Prozent seien für eine Bestandskontrolle, 83 Prozent sogar für ein Fernhalten von Wölfen aus Landschaften wie beispielsweise Deichregionen. Auch der NABU hatte erst kürzlich anlässlich des Tag des Wolfes am 30. April bundesweit eine repräsentative Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. 2.360 Personen wurden befragt, um zu ermitteln, ob sich mit der Zunahme des Wolfsbestandes und Ausbreitung in weitere Bundesländer die Einstellung gegenüber Wölfen verändert hat. Der NABU kommt damit zu ähnlichen Ergebnissen: „Die Bevölkerung in Niedersachsen akzeptiert die Rückkehr des Wolfes nach Niedersachsen, wie aus der Umfrage des NABU hervorgeht. Aber statt eine Bestandskontrolle durch Abschüsse zu fordern, ist weiterhin die Politik gefragt, neben Aufklärungsarbeit zum Wolf auch praktische Unterstützung beim Herdenschutz für Nutztierhalter anzubieten“, erklärt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.

69 Prozent der Befragten finden es erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben: Sie sind der Ansicht, dass sie genauso wie auch Füchse, Rehe oder Biber in unsere Landschaft gehören. Die Umfrage zeigt auch, dass in Regionen mit Wölfen die Ablehnung der Tiere nur marginal höher ist als im Durchschnitt. Fast drei Viertel der Befragten begrüßen auch hier die Rückkehr von Wölfen nach Niedersachsen, und meinen, dass sie wie andere Wildtiere in unsere Landschaft gehören (69 Prozent). Das ist auch bei Befragten der Fall, die im ländlichen Raum (Ortsgröße geringer als 20.000 Einwohner) leben. „Menschen in Wolfsgebieten sind zwar eher von der Rückkehr der Tiere betroffen – ein steiles Meinungsgefälle zwischen Stadt und Land oder Wolfsgebiet und Nicht-Wolfsgebiet ist jedoch nicht erkennbar“, so Dr. Buschmann.

Das Landvolk überreicht die Umfrage an Umweltminister Olaf Lies (re.).

„Ja zum Wolf, aber nicht um jeden Preis“, schreibt hingegen der Landvolk-Pressedienst. „Bislang gab es keine greif- und belegbaren Daten zum öffentlichen Meinungsbild zum Umgang mit Wölfen. Die Diskussionen werden sehr kontrovers und vor allem emotional geführt: Wolfbefürworter und Naturschützer auf der einen Seite stehen Niedersachsens Weidetierhaltern auf der anderen Seite mit verhärteten Positionen gegenüber“, erklärt Landvolk-Vize-Präsident Jörn Ehlers den Hintergrund. „Uns haben die Ergebnisse und die darin deutlich erkennbare Unterstützung einiger unserer Forderungen, z.B. nach einem Bestandsmanagement oder nach wolfsfreien Gebieten, schon überrascht. Umweltminister Lies wird dieses repräsentative Bild der öffentlichen Meinung bei zukünftigen Entscheidungen hoffentlich Rückenwind geben, um die nächsten notwendigen Schritte zu einem aktiven Wolfsmanagement zu gehen“, erklärt Ehlers stellvertretend für die Weidetierhalter und Mitglieder des Aktionsbündnis bei der Übergabe vor dem Umweltministerium. „Obwohl die tatsächlichen Auswüchse der steigenden Wolfspopulation längst nicht allen Niedersachsen bewusst sind, befürwortet eine deutliche Mehrheit die Festlegung einer maximalen Anzahl von Wölfen in Niedersachsen gegenüber der uneingeschränkten und unregulierten Ausbreitung“, sagt Ehlers.

Fotos: NABU/Kathleen Gerber  / Landvolk Niedersachsen